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Fachgebiet
Theorie des literarischen Feldes, Medien der Erinnerungskultur, Epochenzäsuren 1945/89, Popliteratur.
Der Studienaufenthalt in Stuttgart dient dazu, ein kleineres Buch mit oben genanntem Titel vorzubereiten und die ersten Kapitel zu verfassen.
Alfred Andersch (Jg. 1914) gilt als Opfer von W. G. Sebald (Jg. 1944), schließlich bescheinigte dieser ihm 1993 in einer spektakulären posthumen Polemik Selbstverklärung des Verhaltens im NS und erzählerische Defizienz. Seitdem betonen Verehrer bzw. Verteidiger der Autoren deren politische und ästhetische Differenzen. Mein Projekt akzentuiert gegenläufig: Dass Sebald mit Andersch über die Generationsgrenze hinweg konkurrierte, verdankte sich augenfälligen Gemeinsamkeiten. Beide waren Soldatensöhne, die sich schreibend auf Distanz zum Elternhaus zu bringen suchten, kultivierten die posture von Quasi-Emigranten (Schweiz/England) und verhandelten als nicht-jüdische Erzähler Holocaust wie jüdisches Exil. Diesen Attraktionspunkten beider Werke werde ich in Interviews mit Forschern unterschiedlicher Generationen nachspüren, die wesentlich zur Kanonisierung beigetragen und womöglich Hintergedanken zur Kontroverse mitzuteilen haben. Auch ist es an der Zeit, im DLA Marbach Arbeitsstil und allgemeiner Selbstorganisation der vielleicht doch nicht so ungleich operierenden Erzähler zu vergleichen: Autoren- und Verlagskorrespondenzen, Arbeitsbibliotheken sowie die Entwürfe zu den jeweiligen Hauptwerken.
Markus Joch