Indexe organisieren Texte, die in Buchform vorliegen, und machen diese handhabbar, indem sie Stellen auffindbar machen und die Lektüre steuern. Voraussetzung dessen ist die Bestimmung der ‚wichtigen‘, zentralen Stellen; das im Text präsentierte Wissen muss also erst einmal nach historisch wie systematisch unterschiedlichen Gesichtspunkten geordnet, strukturiert, hierarchisiert, summiert werden. Indexe sind somit immer auch Ausdruck eines bestimmten Wissenstandes, einer bestimmten Wissensformation, eines bestimmten Wissensdiskurses, zugleich strukturieren sie dieses mit, arbeiten an diesem mit oder richten es für bestimmte Zwecke zu. Zuweilen kann ein Index mit seinen impliziten Normen auch in Spannung zu den Ideen des Werkes stehen, das er erschließen soll, so z.B. im Falle des Indexes zu Heideggers Sein und Zeit. Von besonderem Interesse ist daher die Ausbildung verschiedener Indexformen und -regeln und deren historische Verschiebungen, die sich aus den Indexen selbst herauslesen, aber auch in Sekundärtexten auffinden lassen. Dieser Zusammenhang von Index, Topik und Enzyklopädik ist v.a. für die Frühphase und Etablierung des Indexes als Textsorte und Wissensform um 1600 von zentraler Bedeutung.
Ein Index ist ursprünglich ein reiner Funktionstext mit paratextuellem Status, der in der Regel Sachtexten, seltener literarischen Texten beigegeben wird. Die Literaturgeschichte zeigt jedoch eine überraschend hohe Zahl an Beispielen, wo der Index zum Gegenstand des Werks, zu einem Teil des Werks oder gar zum Werk selbst avanciert. Inzwischen hat auch die zeitgenössische Kunst ein starkes Interesse am Formen der Indizierung und Indexierung entwickelt. Es gilt, die Faszination, die von dieser Textsorte und Wissensform für Autoren und Künstler ausgeht, zu ergründen und dabei die wechselhaften Richtungen, in die das Interesse jeweils ausschlägt, historisch zu kontextualisieren und zu systematisieren.