In diesem interdisziplinären Verbund haben sich Historiker, Architekturhistoriker, Rhetoriker, Visualisierungsforscher und Akustiker der Universitäten Stuttgart und Tübingen zusammengeschlossen, um traditionell geisteswissenschaftliche Forschungsfragen mit informationstechnologischer und ingenieurwissenschaftlicher Expertise zu verbinden.
Untersucht wird das Zusammenwirken von räumlicher Situation und gesprochener Rede sowie die sozialen, physischen, stimmlichen und rhetorischen Anforderungen, die an unterschiedliche Rednertypen in verschiedenen oratorischen Praktiken und historischen Epochen und Kulturen gestellt wurden.
Der Einsatz neuer Techniken der Rekonstruktion, Auralisierung und Visualisierung ermöglicht es, die akustische Dimension oratorisch-performativer Darbietungen zu erschließen und auf eine neue Grundlage zu stellen.
Im Fokus der gemeinsamen Untersuchungen steht die europäische Tradition des Debattierens im öffentlichen Raum, welche die Voraussetzung für die Genese der Rede als Kunstform darstellt. Unter „Oratorische Praktiken“ werden historische Redeakte verstanden, die in einem architektonisch gefassten Raum von sozialen, religiösen und politischen Autoritäten oder von Akteuren in Gerichtsverfahren mit der Intention vorgetragen wurden, ein größeres Publikum anzusprechen, es zu informieren sowie zu bestimmten Haltungen oder Handlungen zu bewegen.