Das Stuttgart Research Centre for Text Studies und das Institut für Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart sind Kooperationspartner der Neuinszenierung der „Griseldis“ (1713), die im November 2016 im Benediktinerstift Marienberg in Südtirol gezeigt wird. Regie führen Toni Bernhart, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Literaturwissenschaft (NDL II) und Leiter des DFG-geförderten Forschungsprojekts „Quantitative Literaturwissenschaft“, und Janina Janke, Regisseurin und Künstlerin aus Berlin, die zuletzt in den UN-Hauptquartieren Genf, Wien, Nairobi und New York City ihr Projekt „Unknown Spaces“ zeigte.
Gespielt wird die handschriftlich überlieferte Fassung der „Griseldis“ aus dem Jahre 1713, die vor knapp drei Jahren von Toni Bernhart im Archiv von Marienberg entdeckt wurde. Das Märchen der Bauerntochter Griseldis hat in der Weltliteratur eine lange Tradition. Es geht zurück auf die Novellensammlung „Decamerone“ (um 1350) von Giovanni Boccaccio. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden in allen Literaturen Europas viele hundert Dramen, Romane und Gedichte, die Griseldis’ Leben und Schicksal thematisieren. Eines dieser Dramen ist die „Griseldis“, die ursprünglich 1713 in Meran aufgeführt wurde und über das dortige Benediktinergymnasium seinen Weg ins Archiv von Marienberg fand.
Die Handschrift der Marienberger „Griseldis“ gelangt nun in der Marienberger Bibliothek, also genau am Aufbewahrungsort, zur Aufführung. Der Neubau der Stiftsbibliothek, der nach den Entwürfen des Architekten Werner Tscholl gebaut wird, steht kurz vor der Fertigstellung. Ab dem Frühjahr 2017 werden die Marienberger Bibliotheksbestände in den Neubau umgesiedelt. Im Moment steht der fast fertige Bibliotheksneubau leer und bietet sich als Ort für die Inszenierung der „Griseldis“ an. Markus Spanier, Abt des Benediktinerstifts Marienberg, der das Theaterexperiment ermöglicht hat, freut sich über das große Engagement aller Beteiligten und Partner: „Ich bin dankbar, dass durch die Aufführungen nicht nur eine wichtige Handschrift aus unserem Archiv für die Öffentlichkeit erlebbar wird, sondern auch neue Gäste durch den Theaterbesuch den Weg in unser Kloster finden. Denn Theaterspiel hat bei uns Benediktinern, wie bei vielen anderen Orden, eine lange Tradition.“
Insgesamt 24 Amateurschauspielerinnen und -schauspieler der Theatergruppen aus den umliegenden Dörfern stehen auf der Bühne, unterstützt von ebenso vielen Personen hinter der Bühne, die für Kostümschneiderei, Bühnenbau, Lichtgestaltung und Organisation zuständig sind. Die Produktionsleitung liegt in den Händen von Sibille Tschenett und Ludwig Fabi.
Premiere ist am 5. November 2016 um 20.00 Uhr. Weitere Aufführungen sind am 6., 11., 12., 13., 18., 19. und 20. November 2016, jeweils um 20.00 Uhr.
Das Theaterprojekt „Griseldis“ wird gefördert durch das Amt für Kultur der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol, den Europäischen Forschungsrat im Rahmen des Forschungsprojekts „DramaNet – Early Modern European Drama and the Cultural Net“ der Freien Universität Berlin, die Autonome Region Trentino-Südtirol und die Gemeinde Mals. In Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Marienberg sowie dem Institut für Literaturwissenschaft und dem Stuttgart Research Centre for Text Studies der Universität Stuttgart.
Weiterführende Informationen unter http://www.marienberg.it/de/griseldis.htm