»textklang«
»textklang«: Mixed-Methods-Analyse von Lyrik in Text und Ton
Akustische Äußerungen sind kulturhistorische Phänomene. In allen ihren materialen und kulturellen Formen, Bedeutungen und Funktionen sind sie in den letzten Jahren stark in das literaturwissenschaftliche Forschungsinteresse gerückt. Als mediale und intermediale Ausdrucksformen spielen sie seit geraumer Zeit auch in den Kultur- Theater- und Medienwissenschaften und den Sound Studies eine wichtige Rolle.
Die Leitfragen für »textklang« resultieren aus literaturwissenschaftlichen Diskursen, insbesondere aus der Lyrikforschung, die den besonderen Status von Klanglichkeit und Aufführung lyrischer Texte immer wieder betont hat. Um die Beziehung zwischen literarischen Texten, konkret in Lyrik der Romantik, und die Interdependenz ihrer lautsprachlichen Realisierung bei Rezitation, gesungener Darbietung und musikalischer Aufführung systematisch zu untersuchen, wird ein Mixed-Methods-Workflow für eine theoretisch fundierte, hypothesengeleitete Forschung entworfen, der neue Perspektiven in der Lyrikforschung konturieren soll. Die Wechselbeziehungen zwischen Text(be)deutungen und prosodischen Sprachmerkmalen werden dabei auf der Grundlage von Audio-Aufnahmen zu Sprach- und Musikaufführungen und digitalisierten Notendrucken untersucht. Auf Basis sonischer Parameter können Hypothesen formuliert werden, die im Korpus makroanalytisch exploriert und schließlich in Perzeptionsexperimenten kontrolliert validiert werden können, wenn durch Resynthese einzelne Parameter verändert werden.
Das Forschungskorpus aus Texten, Tonaufnahmen und Notendrucken wird sich vor allem aus den umfangreichen Beständen des Deutschen Literaturarchivs (DLA) Marbach speisen.
Die Analyse des multimodalen Korpus erfordert eine enge Verzahnung unterschiedlicher Disziplinen. Sie bringt dabei erstmals (digital) phonetische und sprachtechnologische Verfahren, linguistische und computerlinguistische Ansätze sowie Forschungen zu Prosodie und Informationsstruktur mit hermeneutischen literaturwissenschaftlichen Textumgangsformen in den Digitalen Geisteswissenschaften zusammen. Das methodologische Zusammenwirken all dieser Komponenten schließt an die Entwicklung eines reflektierten Mixed-Methods-Workflow in den Digitalen Geisteswissenschaften/Digital Humanities an und stellt einen wichtigen Schritt für eine geisteswissenschaftlich informierte Betrachtung multimodaler Wechselbeziehungen dar.